Radrunde zwischen der Romantischen Straße und Oettingen
Das Nördlinger Ries ist nicht nur ein geologisch einzigartiges Phänomen, sondern auch ein Schatzkästlein schöner Orte und Kirchen. Das historische Nördlingen ist Start- und Zielpunkt unserer Rundtour, die uns kurz ins Bistum Eichstätt nach Oettingen führt, bevor wir am Nordrand des Rieses den Kirchen von Ehingen, Hochaltingen und Schopflohe einen Besuch abstatten. Besonders jetzt im Frühjahr ist der Abstecher zur ökumenischen Weidenkapelle sehr lohnend, bevor wir uns wieder gen Süden wenden und über Marktoffingen und Wallerstein nach Nördlingen zurückradeln.
Wir kommen aus dem Bahnhof von Nördlingen (1) und lassen zunächst die eindrucksvolle Stadtmauer, die noch komplett die Altstadt umschließt, links liegen – nach unserer Tour ist noch genug Zeit für einen Ortsbummel. So geht es die Bürgermeister-Reiger-Straße nach Norden, beim nächsten Kreisverkehr geradeaus weiter in die Lerchenstraße und danach bei der kommenden Kreuzung nach rechts. Nun begleitet uns der Eger-Wörnitz-Radweg aus der Stadt hinaus, wobei wir zunächst auf dem Radweg neben der Nürnberger Straße zweimal Gleise queren und dann bald nach links in die Oettinger Straße abbiegen. Der Name gibt bereits unser erstes Ziel an, zu dem wir in einer knappen Stunde in gemütlichem Auf und Ab dahinradeln. Dabei kommen wir bald durch den schmucken Ort Löpsingen, wo wir die Eger überqueren. Wir bleiben auf der Ortsstraße und gelangen auf den Radweg neben der B466, der uns an weiteren Dörfern vorbei nach Oettingen führt, im Nachbarbistum Eichstätt gelegen. Wir durchqueren, auf der Nördlinger Straße bleibend, die malerische Altstadt. Sie heißt ab dem Augraben Königsstraße und führt uns zum mittelalterlichen Königstor, durch das wir hindurchradeln und nun auf der Schlossstraße das von Fachwerkhäusern geprägte Altstadtzentrum genießen. Es geht am prächtigen Rathaus vorbei und zum Ensemble von Jakobskirche und Schloss, nutzen dessen Durchlass und stoßen auf der anderen Seite auf eine Straße, auf der wir uns links halten. Auf der Georg-Friedrich-Steinmeyer-Straße, die bald in die Kellerstraße übergeht, radeln wir aus der schönen Stadt hinaus und kommen nun unserem ersten Ulrichsziel immer näher, der schon weithin sichtbaren Wehrkirche St. Ulrich und Stephanus von Ehingen am Ries (2), wo wir uns auch wieder auf heimischen Bistumsboden befinden.
Die einzige Simultanpfarrkirche Schwabens direkt auf dem Rand des Rieskraters mit ihrem bis ins Jahr 1180 zurückgehenden fast quadratischen Westturm bietet nicht nur einen wunderbaren Blick auf das Nördlinger Ries, sondern ist eine der Urpfarreien der Gegend. Das Langhaus lässt sich auf das 13. Jahrhundert datieren, und aus dieser Zeit stammt auch das romanische Holzkruzifix, das als das älteste im Ries gilt. Der gotische Chor wurde Ende des 15. Jahrhunderts hinzugefügt, das Torhaus und die Friedhofsbefestigung, die früher sogar einen Wehrgang besaß, kamen noch etwa 100 Jahre später hinzu. Eine gotische Statue an der rechten Seitenwand zeigt uns den hl. Ulrich.
Wir radeln nun den Kirchberg hinunter ins ruhige Dorf Ehingen und bis zur Staatsstraße, der wir auf dem Radweg nach rechts folgen. An Belzheim mit seiner Michaelskirche vorbei geht es nun auf der linken Straßenseite am Radweg weiter zum nächsten Ort, dessen Kerkerkapelle zu einem Zwischenstopp einlädt. Hochaltingen (3) besitzt neben seinem Schloss und einem Bildungshaus, das den Namen unseres Bistumspatrons trägt, eine schöne Barockkirche.
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit ihrem ungewöhnlichen Doppelzwiebelturm stammt ursprünglich aus dem Mittelalter, was man an den Grundmauern der Gruftkapelle noch sehen kann. In der Spätgotik kam der heutige Chor hinzu, das Langhaus und der Oberteil des Turmes stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das modernste Kunstwerk in der hellen und freundlichen Kirche ist allerdings das Bleiglasfenster mit dem hl. Ulrich.
Nun müssen wir kurz am Ortsende auf die Staatsstraße wechseln, um nach 300 m. rechts nach Schopflohe abbiegen zu können. Die Pfarrkirche Zur heiligsten Dreifaltigkeit bildet das Zentrum des Ortes und lohnt einen Blick.
Der von außen recht schlichte Saalbau aus dem 18. Jahrhundert besaß ursprünglich nur einen Dachreiter, der aber 1880 durch den Westturm ersetzt wurde. Innen fallen vor allem die farbenfrohen Fresken auf, die den gesamten Triumphbogen und die Rückwand hinter dem Altar schmücken. Sie wurden in den Jahren 1947-50 von Prof. F. Nagel geschaffen und haben die Osterbotschaft zum Thema.
Eine andere moderne Kapelle lockt uns nun noch einmal bergauf. An der evangelischen Sixtuskirche vorbei folgen wir der Straße in einigen Kurven hinauf zum Waldrand. Die ökumenische Weidenkapelle (4) bietet nun nicht nur einen erneut wunderbaren Ausblick auf das Nördlinger Ries, sondern ist auch ein besonderer Platz, um zur Ruhe zu kommen.
Erst im Jahr 2017 wurde die Kapelle, die von den katholischen und evangelischen Jugendverbänden KLJB und ELJ initiiert wurde, eingeweiht und dient seither als beliebter Besinnungsort für beide Konfessionen. Mit „Mauern“ aus in einem Stahlgerüst wachsenden Weidenpflanzen, dem einfachen Holzaltar und einem ebenfalls aus Weidenruten geflochtenen Kreuz soll das Gotteshaus die lebendige und offene Kirche symbolisieren. Seit 2019 gibt es auch einen „Fühl-Pfad“ zur Kapelle.
Wir lassen nun unsere Räder auf der unbefestigten Straße, die nach Südwesten nach Fremdingen abfällt, hinunterrollen und erreiche so schnell das ansprechende Dorf mit der mächtigen neuromanischen Galluskirche. Bis zur Überquerung der Mauch fahren wir zuerst auf der Schopfloher, dann auf der Oettinger Straße, deren Rechtskurve wir aber nicht mitmachen, sondern nach links zur St. Leonhardskapelle abbiegen, die – typisch für dieses Patrozinium – mit einer Kette umspannt ist. Über Felder radeln wir nun gemütlich nach Bühlingen, wobei uns die Markierungen des Radwegs Romantische Straße bis Minderoffingen, Dorfstraße begleiten. Diese überqueren wir etwas nach rechts versetzt und radeln sofort an einem Bauernhof vorbei wieder auf freies Feld. Bei einem weiteren Hof stoßen wir auf eine Straße, der wir nach rechts folgen, um an der nächsten Kreuzung links nach Marktoffingen zu fahren. Am Ortsrand erwartet uns leicht erhöht auf der linken Seite eine Ulrichskapelle (5), zu der sich der Abstecher lohnt.
Das älteste und kleinste Gotteshaus Marktoffingens, das bereits Anfang des 12. Jahrhunderts an diesem exponierten Ort erbaut wurde, erfuhr zwar in der Barockzeit eine grundlegende Veränderung, doch der Zauber der mittelalterlichen Kultstätte lässt sich hier noch erahnen. Bemerkenswert ist auch die Symmetrie mit der Heiligkreuzkapelle, die uns rechts des Weges bereits auffiel. Das alljährliche Ulrichsfest hat hier Tradition: In der dem Heiligen geweihten Kapelle findet sich am Altar eine Ulrichsstatue im Nazarenerstil, und die Malerei im Antependium zeigt uns den Kirchenpatron im Zusammenhang mit der Lechfeldschlacht.
Im Ort treffen wir auf die beeindruckende Kirchenanlage der Pfarrkirche, die ihrerseits nicht nur wegen ihres Ulrichsaltares einen Blick wert ist.
Die burgähnliche Wehranlage geht auf das Jahr 1143 zurück und diente nachweislich als Zufluchtsort der Bevölkerung – die Schießscharten verraten diese historische Nutzung. Im recht schlichten Inneren mit seiner Flachdecke und dem gotischen Chor steht am rechten Seitenaltar eine schöne barocke Statue des hl. Ulrich.
An den beiden Gasthöfen vorbei führt uns nun die Hauptstraße nach Süden und zur Kreisstraße, deren Radweg wir nach links nutzen. An der Stelle, wo sich dieser von der Straße entfernt, können wir linkerhand einen kleinen Abstecher zum Ulrichsberg (6) machen, der mit der hübschen Kapelle Herrgottsruh und einem Sühnekreuz unter alten Bäumen auch wieder einen besonderen Rastplatz bietet. Wir radeln dann geradeaus bis zum Ortsrand von Maihingen, biegen hier nach rechts und folgen wieder dem Radweg Romantische Straße bis zum Ortsanfang von Wallerstein. Hier biegen wir zum Recyclinghof ab und erreichen nach einem Baum mit einem Wegkreuz den Radweg entlang der B25, dem wir nach links folgen. In einem weiten Bogen fahren wir um den Hofgarten und kommen zur Pfarrkirche St. Alban (7).
Das stattliche Gotteshaus, dessen Turm auf 1530 datiert wird, stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist ein schönes Beispiel für eine frühbarocke Hallenkirche. Ungewöhnlich ist die sonst bei Knappenkirchen vorkommende Zweischiffigkeit, deren Ursache sich hier allerdings nicht erschließen lässt. Die Raumwirkung ist daher ziemlich einzigartig. Der Korpus des Gekreuzigten am zentral platzierten Lebensbaum-Kreuz stammt noch aus der Vorgängerkirche (1510). Hinter der seltenen Doppelapsis kommen wir in den nischenumrundeten Kirchhof, der wieder einen stimmungsvollen Rastplatz bietet.
An der Pestsäule aus dem Jahr 1725 vorbei führt uns nun unser Weg an der Hauptstraße entlang, bis wir an der Kreuzung mit der Nördlinger Straße rechts abbiegen und damit wieder auf dem Radweg Romantische Straße angelangt sind, der uns nun ohne weitere Umwege direkt ins Zentrum von Nördlingen führt, wo wir den Tag stimmungsvoll zwischen den Stadtmauern und unter dem berühmten Daniel ausklingen lassen können.
Wir Autoren der Jubiläumsradtouren, Susanne und Walter Elsner, wünschen Ihnen eine gute Pilgerfahrt. Wenn Sie Rückfragen, Kritik oder Anregungen haben, schreiben Sie bitte in unser Kontaktformular auf unserer Homepage https://pilgerimpulse.jimdofree.com/. Dort finden Sie auch eine Vorschau auf die Ulrichsradtouren der nächsten Monate und können einen Pilgerausweis zum Ausdrucken herunterladen. Wünsche zu Vorträgen über die Ulrichspilgerwege oder das Pilgern allgemein nehmen wir für den jeweiligen Aktionsmonat gerne entgegen.