Übers Lechfeld – aber nicht nur zu Ulrichskirchen
Unsere Radpilgertour im August führt uns aufs Lechfeld – jene Gegend, die neben Augsburg am unmittelbarsten mit dem hl. Ulrich verbunden wird. Auf dem Weg begegnen uns verschiedene ihm geweihte Kirchen (Landsberg-Spötting, Graben und Königsbrunn), wir entdecken aber auch historische Kleinode wie die frühere Klosterkirche von Sandau oder die Wallfahrtskirche in Klosterlechfeld.
Vom Bahnhof Landsberg/Lech (1) fahren wir kurz nach Süden, um rechterhand über die Gleise zu gelangen, danach aber biegen wir gleich wieder rechts in die Spöttinger Straße ein. Ab dem Schlüsselanger radeln wir links auf dem Radweg der Grünanlage und halten uns dabei bergauf, wo wir beim Parkplatz der modernen Kirche Zu den Heiligen Engeln auf den Hindenburgring treffen.
Ihm entlang folgen wir dem Radweg nach rechts und halten an einem Parkplatz gegenüber einer gut erkennbaren Friedhofsanlage an. In ihr versteckt sich die Ulrichskirche von Spötting (2), zu der wir einen kleinen Abstecher – am besten zu Fuß – unternehmen.
Wir stehen hier vor einer sehr alten Ulrichskirche, die bereits im Jahr 969 urkundlich erwähnt wird und wohl auch bald nach der Kanonisation das Patrozinium des heiligen Bischofs erhalten hat. Die später mehrfach umgebaute Kapelle inmitten des historischen Friedhofs beherbergt einen schönen barocken Marienaltar und eine ebensolche Statue des hl. Ulrich.
Wir kehren zu unseren Rädern zurück und fahren etwa 350 Meter weiter am Hindenburgring entlang, biegen dann rechts auf eine Fuß- und Radweg-Brücke ab und rollen von dort die Frühlingsstraße hinab zur Von-Kühlmann-Straße, die uns linkerhand bis an die Sandauer Straße bringt. Wir fahren rechts über den Lech und finden uns bald in der wunderschönen Altstadt von Landsberg, genauer am Vorderen Anger und der anschließenden Fußgängerzone wieder, in der wir der Pfarrkirche (3) einen Besuch abstatten sollten.
Mehr als 200 Jahre nach der Spöttinger Ulrichskirche finden sich hier am anderen Lechufer erste Spuren des Glaubens, als 1219 erstmals die Himmelfahrtskirche erwähnt wird. Heute sehen wir einen Kirchenbau aus dem 15. Jahrhundert, an dem man von außen die gotische Gestaltung gut erkennen kann. Der schlanke Turm mit seiner später hinzugefügten barocken Kuppel beherbergt auch einen der ältesten Glockenstühle in ganz Bayern. Im barockisierten Innenraum lassen wir den hellen und heiteren Stil des 17./18. Jahrhunderts auf uns wirken.
Wir schieben oder fahren langsam durch den verkehrsberuhigten Bereich weiter geradeaus und erreichen bald den Hauptplatz mit seinem Marienbrunnen. Durch das Tor des Schmalzturmes verlassen wir den alten Stadtkern und können nach der Überquerung der Schlossergasse die alte Bergstraße hinauffahren. Durch die beeindruckende Toranlage des spätgotischen Bayertores verlassen wir nun endgültig Landsberg und biegen gleich nach links ab. Die Epfenhauser Straße leitet uns über die Autobahn, und bald dahinter wenden wir uns nach links. Am aussichtsreichen Hexenturm vorbei geht es bergab bis zur Umzäunung der ehemaligen Klosterkirche St. Benedikt von Sandau (4).
Hier stehen wir auf uraltem christlichen Kulturboden – bereits 740 wurde an diesem Ort ein Benediktinerkloster gegründet, von dem allerdings nur die mehrfach umgebaute Klosterkirche erhalten ist. In der Grünanlage können wir durch Pflastermarkierungen im Boden etliche Bauphasen wahrnehmen, innen zeigen dann Schautafeln die bemerkenswerte Geschichte der mehrfach – auch 955 durch die Ungarn – zerstörten und immer wieder aufgebauten Kirche.
Nach einem Besuch des Gotteshauses fahren wir fast bis zur Kreuzung, von der wir abgebogen waren, zurück, wenden uns aber dem kleinen Sträßchen davor zu und folgen den Radwegweisern nach Kaufering, vorbei an der alten Burgfriedenssäule (5). Dabei führt uns die schmale Straße, die auch stark von Inline-Skatern frequentiert wird, ziemlich gerade zur bald sichtbaren Pfarrkirche von Alt-Kaufering.
An einem Wegkreuz endet unser Sträßchen, wir steuern nach links und radeln bergab, wobei wir einen Blick sowohl auf die historische Eisenbahnbrücke (1873) vor uns als auch auf die links neben uns auftauchende Leonhardikirche werfen können. Wir unterqueren rechterhand die Bahngleise und radeln geradeaus zum Zentrum von Kaufering (6) mit seiner Johanneskirche. Am Brückenring angekommen, biegen wir nach links ab und können unsere Räder bald auch über den Lech laufen lassen. Wir folgen weiter unserer Fahrtrichtung auf der Bayernstraße und biegen nach den Sportanlagen in die Raiffeisenstraße ein. Hier geht es nach wenigen Metern nach rechts, wo wir in einem schmalen Durchgang zu einem Rad- und Wanderweg kommen.
Wir steuern nach links, erreichen nach 500 Metern den Lech und folgen diesem nun bequem bis zur nächsten Staustufe, die wir nach etwa 2 km erreichen. Hier biegen wir nach links in eine kleine Straße ein, die uns nach Westen führt und zu einer stärker befahrenen Straße bringt, deren Rad-/Fußweg wir, uns nun rechts haltend, über 3 km nutzen, gegen Ende auf einem Feldweg. Danach geht es nach rechts in eine kleine Straße durch ein Waldstück und gleich danach zu Häusern einer Siedlung, wo wir uns links halten und dem Sträßchen bis zu einer Kreuzung wieder nahe der größeren Straße folgen. Hier bleiben wir auf dem Radweg, der sich dieser Straße nähert. Wir queren auf ihm Straße, Gleise und die stark befahrene B17, hinter der wir unmittelbar nach rechts abbiegen und auf der Bahnhofstraße nach Klosterlechfeld radeln. Wir durchqueren den Ort und biegen bei einer großen Kreuzung nach links auf die Schwabmünchner Straße ab. Bald sehen wir rechterhand den großen Bau des Kalvarienberges und vor uns die mehrtürmige Wallfahrtskirche von Klosterlechfeld (7).
Sichtbar ist eine schmucke Kirche inmitten eines Ensembles mit ehemaligem Franziskanerkloster, einem Franziskusbrunnen und dem durch die Straße getrennten Kalvarienberg (dem ältesten in Südbayern) – schon von außen lässt sich nachvollziehen, dass die Spiritualität dieses Ortes seit Entstehung der Wallfahrt unzählige Menschen angezogen hat. Dabei bildete nicht, wie man vielleicht denken könnte, die Dankbarkeit nach der Schlacht auf dem Lechfeld, sondern eine persönliche Rettungsgeschichte die Grundlage für die Kirche und ihre Wallfahrtsgeschichte: Eine Adelige hatte sich im Nebel verirrt und gelobte einen Kirchenbau an der Stelle, wo sie die Lichter ihres Schlosses erblicken konnte. 1603 wurde der Grundstein gelegt. E. Holl entwarf die Rotunde der Gnadenkapelle nach dem Vorbild des Pantheons in Rom und die Franziskaner übernahmen drei Jahre später die schnell erblühte Wallfahrt, der auch das gesamte Dorf seine Entstehung verdankt, weshalb das franziskanische „Tau“ bis heute das Wappen prägt. Die Rotunde wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg um das Langhaus erweitert und in den Jahren 1735 – 48 mit dem herrlichen Rokokoschmuck ausgestattet, den wir heute noch bewundern können.
Wir radeln wieder auf die Schwabmünchner Straße und folgen ihr weiter gen Westen, wo Klosterlechfeld in Untermeitingen übergeht. Gemütlich auf dem Fahrradweg neben der Lechfelder Straße vollziehen wir deren Rechtskurve mit und fahren auf den Schlossberg hinauf. Hier befindet sich einige Meter hinter der Kirche St. Stephan die kleine Ulrichskapelle (8).
Über Treppenstufen kann man die auf dem Totenhügel liegende Kapelle erreichen – bei der Auflassung des alten Friedhofs 1881 wurden hier Erdreich und Gebeine zusammengetragen. Am 8.7.1934 wurde dann die Kapelle erbaut, deren originelles Triptychon neben dem hl. Ulrich auch den in diesem Jahr heiliggesprochenen Bruder Konrad von Parzham zeigt.
Hinter der Grünanlage nehmen wir den nach rechts abbiegenden Siebenerweg, der bald aus dem Ort hinausführt. Nach dem ersten Feld wenden wir uns nochmals nach rechts und gelangen auf dem Lußweg hinunter zur Fuggerstraße. Nun radeln wir nach links und verlassen Untermeitingen. Unser nächstes Ziel, die Ulrich-und-Afra-Kirche von Graben, grüßt bereits mit ihrem Spitzturm, wir erreichen sie im Ort selbst über die Kirchbergstraße. Durch den Friedhof gelangen wir in die Pfarrkirche von Graben (9).
Seit dem Mittelalter beherrschen kirchliche Bauwerke von hier aus das Dorf – einst sogar mit einem Wehrfriedhof! Die heutige Kirche wurde 1504/05 erbaut und zeigt ihre spätgotische Entstehung noch sichtbar außen am Mauerwerk, auch wenn innen ein früher Klassizismus den lichten und festlichen Saalraum prägt. Die beiden Deckenfresken stellen wichtige Szenen aus dem Leben der beiden Kirchenpatrone dar: im Kirchenschiff das Martyrium der hl. Afra, im Chor den hl. Ulrich und Ereignisse rund um die Lechfeldschlacht. Eine Ulrichsstatue können wir auch links am Hochaltar bewundern.
Wir lassen unsere Räder wieder den Kirchberg hinunterrollen und biegen dann an der Fuggerstraße nach links ab. Auf einem Rad-/Fußweg geht es geradewegs weiter, durch Kleinaitingen mit seiner Martinskirche Richtung Oberottmarshausen. Hier biegen wir noch vor dem Ortskern mit seiner alten Kirche rechts in die Rainstraße ab und folgen dieser, bis wir die Kreuzung mit der historischen Via Claudia Augusta erreichen. Auf der Straße der Römer radeln wir nach links, bis wir zur Königsbrunner Straße kommen, die wir vorsichtig überqueren. Auch wenn der Verlauf der Römerstraße weiter gut erkennbar wäre, halten wir uns rechts und überqueren bald die B17. Dahinter folgt eine Kreuzung, an der wir uns links halten und weiter auf einem Rad-/Fußweg bleiben. So geht es gerade nach Königsbrunn hinein, wobei es sich empfiehlt, im Ortsbereich die Straßenseite zu wechseln. An der evangelischen Johanneskirche radeln wir vorbei, und kommen nach etwa 750 Metern zum katholischen Gotteshaus von Königsbrunn, der Ulrichskirche (10).
Der stattliche neugotische Bau wurde 1855 erbaut und überragt mit seinem Spitzturm einen schönen Platz vor dem örtlichen Friedhof. Innen können wir auf dem großen Fresko der Flachdecke den hl. Ulrich als Fürbitter sehen. Die zierlichen neugotischen Altäre und das Relief des Letzten Abendmahles hinten rechts verdienen ebenfalls unsere Aufmerksamkeit.
Auf der Raiffeisenstraße nördlich der Kirche radeln wir in Richtung Osten. Der Straßenname wechselt zur Egerländerstraße, die schließlich auf die Lechstraße trifft. Hier geht es nach rechts weiter (nicht durch die Unterführung!) bis zum Kreisverkehr außerhalb von Königsbrunn, bei dem wir – immer auf einem separaten Rad-/Fußweg – auf die Meringer Straße abbiegen. Nach 1,5 km sehen wir schon den Deich des Mandichosees (11) vor uns, der zu einem abschließenden Badevergnügen einladen kann. Ansonsten radeln wir weiter entlang der Staatsstraße, bis diese zur Überquerung der B2 nach oben führt. Hier radeln wir unten weiter und biegen links ab, unterqueren die Straße und finden uns bei den Anlagen des Bahnhofs Mering-St. Afra (12) wieder, wo wir unsere Radpilgertour beschließen.
Wir Autoren der Jubiläumsradtouren, Susanne und Walter Elsner, wünschen Ihnen eine gute Pilgerfahrt. Wenn Sie Rückfragen, Kritik oder Anregungen haben, schreiben Sie bitte in unser Kontaktformular auf unserer Homepage https://pilgerimpulse.jimdofree.com/. Dort finden Sie auch eine Vorschau auf die Ulrichsradtouren der nächsten Monate und können einen Pilgerausweis zum Ausdrucken herunterladen. Auch Wünsche zu Vorträgen über die Ulrichspilgerwege oder das Pilgern allgemein nehmen wir für den jeweiligen Aktionsmonat gerne entgegen.