Von Egling über Eresing ins benachbarte Erzbistum

Eresing nahe des Ammersees besitzt gleich zwei Gotteshäuser, die dem hl. Ulrich geweiht sind. Der Bischof von Augsburg soll sich nach der Schlacht auf dem Lechfeld dort an einer Quelle erfrischt haben. Wir besuchen den schönen Ort mit einer von Dominikus Zimmermann gestalteten Kirche sowie Egling und Pestenacker mit ihren Ulrichskirchen. Danach führt uns der Weg nach St. Ottilien und ins Erzbistum München und Freising zu einer versteckten Ulrichsquelle in Grafrath und zum bedeutenden Kloster Fürstenfeld.

Gesamtstrecke: 46435 m
Maximale Höhe: 611 m
Minimale Höhe: 519 m
Gesamtanstieg: 339 m
Gesamtabstieg: -354 m
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Anfahrt: Bahnverbindung von Augsburg nach Egling an der Paar

Rückfahrt: Bahnverbindung von Fürstenfeldbruck über München oder Geltendorf nach Augsburg

Wegverlauf: Egling a. d. Paar – Pestenacker – Schwabhausen – Eresing – St. Ottilien – Grafrath – Fürstenfeldbruck

Strecke: 47,1 km.

Höhenunterschied: ca. 350 m bergab, ca. 360 m bergauf

Gesamtfahrzeit: 4 Std.

Anforderung: meist einfache Radtour auf Asphaltstraßen und Forstwegen, unbefestigt und schmal rund um die Ulrichskapelle bei Eresing (auch zu Fuß als Abstecher machbar)

Einkehrmöglichkeit: u.a. Pestenacker, Gasthof zur Post, Eresing, Alter Wirt, Grafrath, Dampfschiff

Beste Jahreszeit: Frühjahr bis Herbst

Vom Bahnhof Egling (1) radeln wir auf dem Bierweg in südwestliche Richtung. Unser Untergrund heißt nach kurzem Hammerschmiedstraße und lenkt uns geradewegs zur ersten Ulrichskapelle (2), zu der nach Überquerung der Hauptstraße ein Treppenweg hinaufführt.

 

Foto (Elsner): Die Ulrichskirche am Ortsrand von Egling an der Paar.

Das spätromanische Kirchlein auf der kleinen Anhöhe wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet und gehört damit zu den ältesten erhaltenen Kapellen im Landkreis. Das kleine Gotteshaus mit seinem barocken Dachreiter beherbergt heute an seiner Ostseite eine Lourdesgrotte und ist seit der Nachkriegszeit von einem Friedhof umgeben.

Wir fahren auf der Hammerschmiedstraße weiter bis zu deren Ende und biegen dann nach links, bei der ersten Gelegenheit aber gleich wieder nach rechts ab, so dass wir auf dem Paartalradweg nun direkt gen Süden unterwegs sind. Den Höhenunterschied hinunter zur Paar überwinden wir mittels einer steilen Serpentine, danach geht es aber gemütlich am Waldrand entlang bis zum Ortsrand von Walleshausen, wo sich eine stimmungsvolle Lourdesgrotte (3) befindet, die zu einer ersten Rast einlädt.

 

Foto (Elsner): Lourdesgrotte am Ortsrand von Walleshausen

Bereits 1905 wurde die ungewöhnlich große Nachbildung der Massabielle-Höhle in Lourdes von italienischen Bahnarbeitern, die damals für die neue Bahnlinie von Augsburg nach Weilheim hier Kies entnahmen, erbaut. Einheimische stifteten die Ausstattung und gestalteten damit den Andachtsort, an dem bis heute Gottesdienste gefeiert werden.

Über die Paar folgen wir den Radwegschildern, bleiben dann aber geradeaus und radeln durch Walleshausen, an der stattlichen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt vorbei und wieder auf freies Feld. Unser nächstes Ziel kommt bereits in den Blick: Wenn wir uns am Ortsrand und auch danach bei der Einmündung Hauptstraße/Winkler Straße zweimal links halten, gelangen wir zur Kirche St. Ulrich in Pestenacker (4).

Die an einem Aussichtspunkt gelegene Zwiebelturmkirche ist im Kern spätgotisch, wurde aber im 18. Jahrhundert vollständig barock umgestaltet. Drei prachtvolle Altäre aus dem Rokoko, teilweise aus der Schule des bekannten Künstlers Luidl, verleihen dem Gotteshaus einen festlichen Anstrich.

 

Foto (Elsner): St. Ulrich in Eresing Nr.1 – die wunderschöne Pfarrkirche.

Wir fahren nun auf der Hauptstraße weiter und nähern uns dem als UNESCO Weltkulturerbe anerkannten Steinzeitdorf südlich des heutigen Ortes Pestenacker. Kurz bevor wir das Museum, zu dem sich ein Abstecher durchaus lohnt, erreichen, biegen wir schräg links von der Hauptstraße ab und fahren zu den Weilern Unfriedshausen und Jedelstetten. Es geht immer in Fahrtrichtung weiter, bis wir das hübsche Schwabhausen (5) erreichen, das mit seiner Kirche und der Leonhardskapelle gleich zwei sakrale Bauwerke besitzt. Die Dorfstraße bringt uns zur Penzinger Straße, die wir geradeaus überqueren und auf der Eresinger Straße weiterradeln. Diese wird zu einem Rad-/Fußweg, der sich wieder einer Landstraße nähert und neben dieser eine Bahnstrecke überquert. Es geht nun auf wechselnden Straßenseiten weiter, aber bei der Ortseinfahrt Eresing können wir auch gefahrlos auf der Straße bleiben. Wir überqueren die Hauptstraße und fahren die Kaspar-Ett-Straße geradewegs zur Kirche St. Ulrich von Eresing (6).

Hier wartet ein erstrangiges Kunstwerk auf uns: der spätgotische Bau, der noch in den unteren Turmgeschoßen erkennbar ist, wurde im 18. Jahrhundert von keinem Geringeren als Dominikus Zimmermann umgestaltet, nachdem er kurz vorher die Wieskirche vollendet hatte. Die für diesen Künstler typischen dreiteiligen Fenster verraten sich schon von außen, innen empfängt uns eine wunderbar einheitliche Ausstattung von Stuck, Altären und Fresken, die F.M. Kuen zu Ereignissen aus der Ulrichsvita gestaltet hat. Dass der Kirchenpatron diesmal einen Ehrenplatz auf der Kanzel erhalten hat – eine Statue von L. Luidl -, ist nur eine der Besonderheiten dieser schönen Kirche.

Wenn wir geländegängige Fahrräder haben, machen wir uns mit ihnen auf den Weg zur Ulrichskapelle am Waldrand südlich des Dorfes, indem wir die Kaspar-Ett-Straße zur Hauptstraße vorfahren und dann die Windacher Straße nach links nehmen, bis gut sichtbar ein Trampelpfad zur Brunnen-Kapellen-Anlage abzweigt. Wer sich dies nicht zutraut, unternimmt einen Abstecher zu Fuß dorthin und kehrt danach wieder zu den an der Kirche abgestellten Fahrrädern zurück. Der Fußweg verläuft von der Angerstraße gleich nach Süden. In jedem Fall stehen wir bald vor dem Ulrichsbrunnen von Eresing (7).

 

Foto (Elsner): Auch die alte Ulrichsquelle erinnert in Eresing an den Heiligen.

Die Legende erzählt, dass Ulrich, erschöpft von der Schlacht auf dem Lechfeld, aus dieser Quelle getrunken und sie danach gesegnet habe, so dass sie schnell zum Gnadenbrunnen avancierte, der im Jahr 1224 selbst Kaiser Friedrich II. zur Erfrischung diente. Brunnenhaus, Kapelle und Klausnerwohnung stammen aus dem 17. Jahrhundert und bilden bis heute ein malerisches, fast ein wenig verwunschenes Ensemble. Dem Wasser sagen auch heute noch viele Menschen eine heilende Wirkung nach, obwohl ein Warnhinweis angebracht ist, dass es sich nicht um Trinkwasser handelt.

Mit den Fahrrädern geht es nun auf dem nach Nordosten verlaufenden Weg, der nach 250 Metern auf die Landstraße stößt. Wir überqueren diese und radeln auf dem Feldweg weiter, der immer schmaler wird und schließlich zwischen einem Graben und einer Schafweide verläuft. Eine Brücke (mit Schwelle!) führt schließlich über den Graben – und am Eresinger Weiher (8) treffen wir auf die Pflaumdorfer Straße, die wir ab dem Zentrum von Eresing auch wählen, sofern wir nur einen Abstecher zu Fuß zum Ulrichsbrunnen unternommen haben.

 

Foto (Elsner): Rast am Eresinger Weiher.

Die Straße führt uns aus dem Ort und aufs freie Feld hinaus, wo wir linkerhand bereits den mächtigen Vierungsturm von St. Ottilien sehen können. Wir gelangen zur Benediktinerabtei, indem wir uns an der folgenden Kreuzung links halten und geradeweg auf die Klostermauer zufahren. Wir müssen allerdings erst nach rechts und sowohl den KZ-Friedhof als auch etliche Klostergebäude umrunden, bis wir am zentralen Eingangsbereich für Kirche und Kloster St. Ottilien (9) ankommen.

 

Foto (Elsner): Die Abtei St. Ottilien mit ihrem mächtigen Vierungsturm.

Der Name ist um einiges älter als das Kloster selbst, da bereits im Mittelalter hier die heilige des Elsass, die hl. Ottilia, verehrt wurde. 1886 erwarb ein Benediktiner aus Beuron den herrenlosen Weiler und gründete das Kloster, das 1902 zur Abtei der Missionsbenediktiner erhoben wurde. Die neugotische Kirche mit ihrem 75 m hohen Turm, hat als Patrozinium nicht die hl. Ottilia, sondern das Herz Jesu und wurde ein Jahr später geweiht. Die kleine Ottilienkapelle aus dem 16. Jahrhundert liegt nördlich der Abteikirche.

 

Foto (Elsner): An Wiesen und Feldern entlang geht es nach Grafrath.

Wir fahren über den Parkplatz vor dem Exerzitienhaus nach Norden, lassen eine kleine Tankstelle links liegen und kommen neben einer metallenen Kreuzskulptur auf eine Straße, der wir etwa 100 m nach rechts folgen, bis links eine Abzweigung nach Geltendorf weist. Eine schöne Allee bringt uns zu den Bahngleisen, die sich hier verzweigen – und genau zwischen ihnen biegen wir nach rechts auf ein Sträßchen nach Türkenfeld. Gemütlich radeln wir neben der S-Bahn-Strecke dahin, die wir als Anhaltspunkt nutzen könnten, wenn Wetter oder Müdigkeit dies erfordern sollten. Neben den Gleisen geht es auch durch Türkenfeld. Dahinter kommen wir wieder auf freies Feld und überqueren den Höllbach. Kurz danach führt uns der Radweg auf die andere Seite der Schienen und entfernt sich eine Zeit lang auch von ihnen. Bald nachdem wir wieder mit den Gleisen parallel waren, müssen wir den markierten Radweg verlassen und rechts die Gleise unterqueren. Ein herrlicher Blick bis zu den Kirchen von Grafrath und später auf die Alpenkette erwartet uns, wenn wir in den kleinen Ort Kottgeisering (10) hinunterfahren, wo wir einen malerisch gelegenen kleinen Bildstock passieren und schließlich auf die Hauptstraße stoßen. Hier gibt es eine Wasserstelle und die hübsche Barockkirche St. Valentin. Auf dem bequemen Rad-/Fußweg neben der Hauptstraße radeln wir weiter nach Grafrath. Vor dem großen Kreisverkehr an der Amper führt uns der Radweg nach rechts, unterquert eine Straße und geht bei einer großen Wiese vor der auf dem Berg thronenden Pfarrkirche in den St. Ulrich-Weg über, dessen Namen verrät, dass wir hier bald auf einen – recht versteckten – Gedenkort stoßen: den Ulrichsbrunnen von Grafrath (11).

Die Legende erzählt, dass der hl. Ulrich nach der Lechfeldschlacht darum gebetet habe, hier eine Quelle entspringen zu lassen, damit er sein Pferd tränken und die Verfolgung der Ungarn fortsetzen konnte. Eine Darstellung des heiligen Bischofs über dem plätschernden Wasserhahn und eine schlichte Holzbank machen den schattigen Ort zu einem guten Rastplatz an der Amper.

 

Foto (Elsner): In Grafrath gibt es auch eine Ulrichsquelle.

Unser Radweg verläuft weiter am Bach entlang, bis er sich bei den Häusern an der Schulstraße etwas davon entfernt und auch ansteigt. Wir kommen zur Hauptstraße, der wir nach rechts folgen. Vor der Brücke über die Amper biegen wir nach links auf die Brucker Straße ab. Bei der Einmündung auf die stark befahrene B471 nehmen wir den Radweg, der zunächst die Straße unterquert und dann parallel zu ihr verläuft, auch wenn sich nach dem Waldstück die Straßenseite ändert. Wir fahren durch Schöngeising hindurch und lassen uns vom Radweg etwa einen Kilometer später weg von der Bundesstraße in die Siedlung Buchenau leiten. Von der Weidenstraße biegen wir nach rechts in die Senserbergstraße ab und fahren bis zu ihrem Ende, wo wir auf die Schöngeisinger Straße stoßen. Diese überqueren wir vorsichtig und folgen ihr nach links. Nach nicht einmal einem weiteren Kilometer geht es nach rechts über die Amperbrücke und auf der Fürstenfelder Straße bis zum Weg Am Engelsberg, in den wir nach rechts einbiegen. Er führt uns direkt – am Ende durch ein Tor – auf die wunderbare Fassade der Klosterkirche Fürstenfeld (12) zu, dem letzten kulturellen Höhepunkt unserer Tour.

 

Foto (Elsner): Strahlender Barock in der Fürstenfelder Klosterkirche.

Die Marienkirche, die als ein Hauptwerk des süddeutschen Spätbarocks gilt, gehört zum 1263 gestifteten Kloster, das Herzog Ludwig II, der Streng, als Sühne für die unrechtmäßige Hinrichtung seiner ersten Frau erbauen ließ und das in Folge zu einem der Hausklöster der Wittelsbacher wurde. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage nach Plänen G.A. Viscardis wieder aufgebaut. Die Gebrüder Asam waren maßgeblich an der Ausgestaltung der herrlichen Kirche beteiligt – die Deckenfresken und einige der Altäre stammen von ihnen.

Wir radeln durch den Durchgang rechts an der Kirche entlang und kommen zum Henrik-Moor-Weg, der uns zum Radweg neben der Oskar-von-Miller-Straße führt, dem wir wieder nach rechts folgen. Ein drittes Mal wenden wir uns nach rechts in die Bahnhofstraße, die uns geradewegs zum Bahnhof Fürstenfeldbruck (13) führt.

Wir Autoren der Jubiläumsradtouren, Susanne und Walter Elsner, wünschen Ihnen eine gute Pilgerfahrt. Wenn Sie Rückfragen, Kritik oder Anregungen haben, schreiben Sie bitte in unser Kontaktformular auf unserer Homepage https://pilgerimpulse.jimdofree.com/. Dort finden Sie auch eine Vorschau auf die Ulrichsradtouren der nächsten Monate und können einen Pilgerausweis zum Ausdrucken herunterladen. Auch Wünsche zu Vorträgen über die Ulrichspilgerwege oder das Pilgern allgemein nehmen wir für den jeweiligen Aktionsmonat gerne entgegen.