10. Januar 2024

Lichterprozession: Ulrich setzt die Menschen in Bewegung

Mit einer stimmungsvollen Vigilfeier, die ihren Auftakt in der Basilika St. Ulrich und Afra nahm, ist an diesem Mittwoch der Schrein des heiligen Ulrich unter Beisein von zahlreichen Würdenträgern, Gläubigen, Fahnenabordnungen und begleitet von Gebet, Blasmusik und Gesang in einer Lichterprozession von der Ulrichsbasilika über die Maximilianstraße bis hin zum Dom getragen worden. Anlass der Feierlichkeiten ist das elfhundertste Jubiläum der Bischofsweihe des Bistums- und Stadtpatrons, die sich am 28. Dezember jährt. In einem Wortgottesdienst im Dom würdigte Bischof Dr. Bertram Meier den heiligen Ulrich als „Lichtgestalt in dunkler Zeit“.

Dies wurde schon zu Beginn der Vigil in einer vollbesetzten Basilika St. Ulrich und Afra deutlich: Bischof Bertram reichte den Gläubigen das Licht der Ulrichskerze weiter, bis der Kirchenraum wie in der Osternacht hell erleuchtet war. Bei frühlingshaften Temperaturen von acht Grad ging es dann hinaus in die Maximilianstraße. Ein hunderte Meter langer, singender und betender Lichterwurm wand sich durch die ehemalige Prachtstraße Augsburgs. Als die letzten Gläubigen St. Ulrich und Afra verließen, hatten die ersten schon den Merkurbrunnen im Blick. Mehr als tausend Menschen waren unterwegs, um den Bistumspatron zu ehren, und viele Passanten am Straßenrand machten einen Moment Pause vom Umtausch-Shopping und Nachweihnachts-Stehbier, um erstaunt – und manche auch andächtig – mit ihren Handys Fotos zu machen.

Im Dom hob Bischof Bertram, der 62. Nachfolger des heiligen Ulrich, dann die ungewöhnlich lange Amtszeit seines Vorgängers hervor: „Unvorstellbare 50 lange Jahre trug Bischof Ulrich die Verantwortung für ein Territorium, das beinahe von Regensburg bis zum Bodensee reichte. Er wurde zum Seelsorger, zum Richter und Schlichter, ja zum Sozialarbeiter und Mäzen für eine meist ländliche Bevölkerung, die in kleinen Weilern und Dörfern Leib und Leben, Hab und Gut – und den christlichen Glauben – gegen Überraschungsangriffe von außen verteidigen musste.“

Unbeirrbar in seinem Gottvertrauen habe er Verzweifelte aufgerichtet, Hungernden zu essen gegeben und diejenigen neu eingekleidet, die alles verloren hätten. „So wurde Ulrich zu einer Lichtgestalt in dunkler Zeit“, betonte Bischof Bertram und wies auf das gleichzeitige Engagement Ulrichs in der Gewinnung von Frieden hin.

Wie ein solches Leben physisch, psychisch und spirituell durchgehalten werden konnte, führte Bischof Bertram auf die Erziehung Ulrichs in benediktinischer Prägung und unter weiblicher geistlicher Begleitung zurück. Der heilige Ulrich habe sich zu einem Menschen erzogen, der allen alles werden konnte. „Er verkehrte mit den Großen und Mächtigen seiner Epoche genauso selbstverständlich wie mit denen, die weder Ansehen hatten noch Geschichte schrieben, den Bettlern und Kranken.“ Dieses Engagement für die sozial Benachteiligten sei Schlüssel zum innersten Geheimnis des heiligen Ulrich und überbrücke die elf Jahrhunderte, die uns von ihm trennten, so Bischof Bertram.

Wer sich dies vergegenwärtige, begegne einem Menschen nach dem Herzen Gottes und einem Mann, dessen Empathie kein Strohfeuer, sondern unbedingt mit treuer Freundschaft und Zuverlässigkeit verbunden gewesen sei. „Lassen wir uns von seinem Vorbild inspirieren und bitten wir ihn mit Ausdauer und Vertrauen für unsere Zeit, die ebenfalls von schweren Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt ist, um seine unablässige Fürsprache“, so Bischof Dr. Bertram Meier.

Ein Präludium zum eigentlichen Jubiläumstag am 28. Dezember, das deutlich machte: Der heilige Ulrich kann auch heute noch die Menschen in Bewegung setzen.

Predigt von Bischof Bertram im Rahmen der Vigilfeier am 27.12. (214,9 kB)

Text/Fotos: pba
Video: katholisch1.tv

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