10. Januar 2024

Höhepunkt des Festjahres: „Heilige wird es immer geben“

Auf den Tag genau vor elfhundert Jahren und zwar am 28. Dezember 923 ist der Heilige Ulrich zum Bischof von Augsburg geweiht worden. Das Pontifikalamt im Augsburger Dom läutete mit dem päpstlichen Sondergesandten Kardinal Christoph Schönborn den Höhepunkt des Festjahres ein. In seiner Predigt wies der Wiener Kardinal die zahlreichen Gläubigen darauf hin, dass es auch heute noch in unseren Reihen viele Heilige gebe und wir unseren Blick darauf richten sollen.

„Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!“ – mit diesen Zitat aus dem Hebräerbrief begann Kardinal Schönborn seine Ausführungen und schaute dabei zum einen auf das Leben des heiligen Ulrich und was er uns heute zu sagen hat, und bekräftigte gleichzeitig: „Wir brauchen auch lebende Vorbilder“. Der heilige Ulrich sei einer der bedeutendsten Vorsteher dieser Kirche, so Schönborn und fragte „wie wir damit umgehen sollen, seinen Glauben nachzuahmen?“

Er wies darauf hin, dass es in den Pfarrgemeinden immer Menschen gibt und auch immer geben wird, „vor denen man Ehrfurcht verspürt, Menschen mit einer tiefen Frömmigkeit, oder auch Menschen, die Vorbild sind, wie sie schwierige Situationen meistern“ und meinte weiter: „Sie gibt es, die Heiligkeit fehlt der Kirche nie!“ Auf diese sollten die Gläubigen schauen, ihren Glauben sollten sie nachahmen, bekräftigte Christoph Schönborn.

Mit Blick auf den heiligen Ulrich und im Gedenken an ihn versuchte sich Kardinal Schönborn in die Zeit des Heiligen hineinzudenken. Er ist der erste, der formell heiliggesprochen wurde. 500 Jahre nach Ulrichs Tod wurde hier in Augsburg über die Heiligenverehrung debattiert, so Schönborn. „Man wollte den Glauben an Jesus Christus wieder in die Mitte rücken.“ Auch wenn die Lebensverhältnisse, die gesellschaftliche Wirklichkeit und die auch das Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu Ulrichs Zeiten ganz anders waren, so bleibe dennoch die Heiligkeit in ihrem Kern bis heute dieselbe, erklärte der Kardinal. Die Gläubigen damals „waren fromm und gleichzeitig sehr weltlich“ führte Schönborn die Situation der Reichskirche vor Augen und fragte: „Wie geht das zusammen?“ und versicherte aber gleichzeitig: „Es wird immer Heilige geben, egal wie die Zeitverhältnisse sind. Auch im 20. und 21. Jahrhundert gibt es eine unerschöpfliche Heiligkeit.“

Dazu ging Kardinal Christoph Schönborn auf das Phänomen der Heiligkeit ein, das besagt, dass Heilige nicht produziert werden können, sondern „das Volk erkennt und erspürt sie, Menschen merken, dass da etwas ist, was Größer ist.“ Bedeutende heilige Bischöfe, wie auch der heilige Ulrich oder der heilige Wolfgang, wurden vom Volk ernannt. Die Menschen haben ihren Hirten als Helfer und Schutz erfahren – was durch den Tod oftmals verstärkt wurde – und ihn heiliggesprochen.

Am Ende der Predigt ging Kardinal Schönborn noch auf folgende Redewendung ein: „Er (oder sie) ist gestorben im Geruch der Heiligkeit“. Der Geruch der Heiligkeit nimmt Bezug auf das „Freund sein mit Jesus“. Der heilige Augustinus meine damit „dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen“. Der heilige Thomas sagt dazu: „mit Jesus gegenseitig inne sein“. „Das ist Heiligkeit“ bekräftigte Kardinal Schönborn. Auch Jesus begründe das, wenn er sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ und führte aus: „Heiligkeit mache man nicht selber, sondern ist ein Geschenk und bringt Frucht.“

Kardinal Christoph Schönborn wisse nicht, wie es mit der Kirche weitergehe, aber er ist sich sicher. „Es wird Heilige geben und sie werden Freunde Jesu sein. Sie werden leben und sie werden Frucht bringen. Denkt an eure Vorsteher und ahmt ihren Glauben nach. Zu finden sind diese in unseren Nächsten“. Er schloss seine Predigt mit dem Gebet an den Heiligen Ulrich: „Heiliger Ulrich, du guter Hirte, bitte für uns.“

Das Pontifikalamt haben neben des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, auch die Weihbischöfe und zahlreiche Priester des Bistums mitgefeiert. In ökumenischer Verbundenheit hieß Bischof Bertram Meier den Regionalbischof Axel Piper willkommen, der auch eine Fürbitte vortrug, ebenso Vertreter der griechisch-katholischen Kirche. Zudem begrüßte Meier neben der Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg, Eva Weber, Eric Beißwenger, Staatsminister für Europaangelegenheiten, Theo Waigel, ehemaliger Deutscher Bundesminister für Finanzen und den Europaabgeordneten Manfred Weber, der Partei- und Fraktionsvorsitzende der EVP. Dem Kardinal wurden vom Vatikan zwei Delegaten zur Seite gestellt: Die Pfarrer von St. Ulrich und Afra und des Doms, Christoph Hänsler und Domkapitular Armin Zürn, sind zu offiziellen Begleitern des Päpstlichen Sondergesandten ernannt worden.

Festjahr läuft bereits seit Juli 2023

Bereits im Juli 2023 wurde das Jubiläumsjahr eingeläutet. Bischof Dr. Bertram Meier freut sich über „viele Feste, viele Begegnungen, viele geistliche Initiativen – überall in der Diözese habe ich eine intensive Beschäftigung mit unserem Bistumsheiligen wahrgenommen, der uns auch heute noch viel zu sagen hat.“ Er wünscht sich, dass nicht nur der Weihetag festlich begangen werde, sondern „dass der heilige Ulrich unsere Weggemeinschaft im Glauben stärken möge!“

Text/Fotos: pba
Video: katholisch1.tv

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