8. April 2024

Große Sonderausstellung zum Ulrichsjubiläum eröffnet

Das Diözesanmuseum St. Afra präsentiert vom 5. April bis 14. Juli unter dem Titel „ULRICH – genial sozial loyal memorial“ die große Sonderausstellung im aktuellen Ulrichsjubiläum. Die kunst- und kulturhistorische Schau wirft einen Blick auf Ulrichs Leben und hinterfragt, was den adeligen Bischof vor rund 1.100 Jahren so besonders gemacht hat – und beleuchtet auch die weniger bekannten Facetten seiner Persönlichkeit. An diesem Donnerstag bekamen Medienschaffende und geladene Gäste einen ersten Vorgeschmack auf diese einzigartige Schau.

Beim Festakt zur offiziellen Ausstellungseröffnung im Kleinen Goldenen Saal an diesem Donnerstagabend, zu dem Domkapitular Dr. Thomas Groll als Vorsitzender des Bischöflichen St. Ulrich-Komitees die 200 geladenen Gäste begrüßte, bezeichnete Bischof Dr. Bertram Meier es als „ein Wagnis, sich einem Menschen über den zeitlichen Abstand von mehr als tausend Jahren zu nähern.“ Schließlich bestehe die Gefahr, mit der Brille der eigenen Zeit auf jemanden zu schauen, der anders sozialisiert wurde und mit anderen Herausforderungen zu kämpfen hatte als wir modernen Menschen. „Doch wenn man dies berücksichtigt und sich unter dem Blickwinkel der anthropologischen Konstante mit dem Leben dieses adeligen geistlichen Verantwortungsträgers aus dem Frühmittelalter befasst, dann kann dies zu sehr bereichernden Einsichten führen und den eigenen Horizont weiten“, hob der Bischof hervor.

Den Machern der Ausstellung um Museumsleiterin Melanie Thierbach sprach er seinen Dank aus und wünschte allen, die „Sachverstand, Frustrationstoleranz und Herzblut in die Konzeptionierung der Ausstellung gesteckt“ haben, dass sie an der Reaktion Ihrer Museumsgäste und Führungsgruppen die Nachdenklichkeit der Menschen von heute erleben dürfen. Denn sie würden mit einer Epoche konfrontiert, die zwar von Leid, Krieg und Tod geprägt gewesen sei, in der die Menschen aber dennoch tapfer und heiter wie der heilige Ulrich im Vertrauen auf die Güte Gottes ihr Leben meisterten, so Bischof Bertram, der in seinem Grußwort auch schlaglichtartig auf die vier dem Heiligen zugesprochenen modernen Attribute (genial, sozial, loyal, memorial) aus dem Titel der Ausstellung einging, die den Besucherinnen und Besuchern auch als grell leuchtende Leitplanken in den Museumsräumen den Weg weisen.

Im Zentrum des Festakts stand der Vortrag von Prof. Christof Paulus vom Haus der Bayerischen Geschichte, der unter der Überschrift „165 Schüler und ein Bischof oder: von der Gegenwart des Heiligen“ stand und in die Ausstellung einführte. Darin schlug er den Bogen von einem Ulrichsdrama (Miles in toga), das in der Theatertradition der Gesellschaft Jesu vor 317 Jahren von Jesuitenschülern nicht unweit von diesem Ort zur Aufführung gelangte, hin zur aktuellen Sonderausstellung, die an diesem Freitag ihre Türen für die Öffentlichkeit öffnet. „Denn die drei Akte unseres Augsburger Stücks von 1707 münden in eine hoffnungsfrohe Verehrungs- und Wirkungsgeschichte, so wie dies auch die vierte Abteilung der prachtvollen Ausstellung unternimmt“, so der Historiker.

Er zog aber gleichsam auch Parallelen vom jesuitischen Drama zu den drei anderen Abteilungen der Ausstellung. Die Ulrichsbilder im Wandel der Geschichte bei ganz unterschiedlichen Kunstausprägungen zu zeigen, seien vielleicht das zentrale Thema. „Das historisch-zeitgenössische Bild des Augsburger Oberhirten Ulrich bekommt nun einen Sitz im Leben und eine bedeutsame Konturierung durch jene abwechslungsreiche Objekte, die ab heute bis zum 14. Juli im Diözesanmuseum zu bestaunen sind.“ Seien dies das berühmte Seldkreuz aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, die sogenannte Klesatel-Handschrift aus der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem ältesten und ausführlichsten Bilderzyklus zum heiligen Ulrich oder Hans Holbeins des Älteren Tafel mit dem bekannten Fischwunder, das ursprünglich im Dominikanerinnenkloster St. Katharina hing. So galoppierte Professor Paulus rasant und wortgewandt an den Exponaten vorbei und durch die Vita des Heiligen hindurch.

Im Anschluss an die Dankesworte von Museumsleiterin Melanie Thierbach und einer letzten musikalischen Kostprobe des Vokal- und Instrumentalensembles PER-SONAT unter anderem mit Gesängen zum Lob des heiligen Ulrich in der Tradition des gregorianischen Chorals aus dem 12. Jahrhundert konnten sich die Gäste dann selbst ein Bild von der einzigartigen Ulrichschau machen.

Ausgehend von der Lebensgeschichte des heiligen Bischofs Ulrich (890-973), die sein Vertrauter Dompropst Gerhard aufgezeichnet hat, geht die Ausstellung der Frage nach, ob sich Ulrich in seiner fünfzigjährigen Amtszeit als Person mit individuellen Charakterzügen fassen lässt. Die Ausstellung skizziert Ulrichs genialen Lebensweg: Dabei kommt seine Ausbildung an der Eliteschule in St. Gallen genauso zur Sprache wie die Art der Ausübung seiner Leitungsaufgaben. Ein Blick wird auch auf Ulrichs Loyalitätsverständnis geworfen: Welche Netzwerke hatte er, zu wem stand er auch in schwierigen Zeiten? Ein weiterer Aspekt, der genauer unter die Lupe genommen wird, ist Ulrichs soziale Ader: Wie ging er mit der Hilfsbedürftigkeit der ihm anvertrauten Menschen um? Am Ende bleibt der Blick auf den Heiligen, denn es ist ja vor allem seine „memoria“, die ihn zu dem gemacht hat, was sich die Menschen heute noch über Ulrich erzählen.

Die Geschichte des Heiligen wird einerseits durch bedeutende Exponate – Leihgaben wie Bestandsstücke -, darunter Handschriften, Skulpturen, Gemälde, Reliquien, persönliche Gegenstände und archäologische Fundstücke veranschaulicht, andererseits ermöglichen es interaktive Elemente wie Videospiele, Kostüme und nachgebaute Alltagsgegenstände in die Rolle des Bischofs zu schlüpfen und das mittelalterliche Augsburg zu erleben. Speziell das von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Veronika Jung konzipierte Begleitheft „Mit Uli zum heiligen Ulrich“ für Kinder von 10 bis 13 Jahren und die verschiedenen Stationen, an denen sich vor allem die jüngeren Museumsgäste spielerisch in die Zeit des Mittelalters hineinversetzen können, machen die Ausstellung zu einem sinnenfälligen und abwechslungsreichen Erlebnis für Groß und Klein, für Reisegruppen, Familien und Schulklassen.

Publikation

Zwischen zwei Buchdeckeln, auf 400 Seiten gedruckt, reichhaltiges Wissen rund um den heiligen Ulrich: Das ist der illustrierte Ausstellungskatalog, der im Anton H. Konrad Verlag erschienen ist und im Diözesanmuseum sowie über den Buchhandel zum Preis von 29,80 Euro erhältlich ist. Neben neun wissenschaftlichen Aufsätzen, die (kunst)historisches Hintergrundwissen über den Bistumspatron sowie dessen Verehrung und Rezeption im Laufe der Jahrhunderte liefern, werden auch die einzelnen Exponate der Schau abgebildet und näher erläutert.

Begleitprogramm

Begleitet wird die Ausstellung von wissenschaftlichen Vorträgen, einem abwechslungsreichen Führungsangebot und einem Wandelkonzert. Spezielle Programme für Menschen mit Demenz, sehbeeinträchtigte und gehörlose Besucher sowie Workshops für Kinder ergänzen das vielseitige Angebot.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag: 10.00 bis 17.00 Uhr
Sonntags und an Feiertagen: 12.00 bis 18.00 Uhr
Montag: geschlossen

Kontakt

Diözesanmuseum St. Afra
Kornhausgasse 3-5
86152 Augsburg
Tel.: +49 821 3166-8831
E-Mail: museum.st.afra@bistum-augsburg.de
Instagram: @museumst.afra
facebook: @DioezesanmuseumStAfra

Alle Informationen rund um die Sonderausstellung gibt es auf dem Flyer oder den Seiten des Museums.

Das Ulrichsjubiläum

Die Sonderausstellung „ULRICH – genial sozial loyal memorial“ ist Teil des derzeit laufenden Jubiläumsjahres zu Ehren des heiligen Ulrich. Das Bistum Augsburg erinnert dabei an den 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und den 1050. Todestag des Bistums- und Stadtpatrons. Das Jubiläum steht unter dem Leitwort „Mit dem Ohr des Herzens.“ Zahlreiche Pfarreien, Einrichtungen, Verbände und Fachabteilungen beteiligen sich das ganze Jahr über mit einer Vielzahl von Gottesdiensten, Festen, kulturellen Veranstaltungen und sozialen Aktionen. In einer ersten kleineren Sonderausstellung „Das Ulrichskreuz. Ereignis + Erinnerung“ widmete sich das Diözesanmuseum vom 6. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024 der Erinnerung, Verehrung und Faszination des Heiligen. Grundlage für diese Ausstellung war die weltweit größte Sammlung von Ulrichskreuzen, die Pfarrer Josef Maria Friesenegger in jahrzehntelanger Sammelleidenschaft zusammengetragen hatte.

Grosse-Sonderausstellung-zum-Ulrichsjubilaeum-eroeffnet

Für Jung und Alt geeignet: Die aktuelle Sonderausstellung über den heiligen Ulrich im Diözesanmuseum St. Afra. (Fotos: Nicolas Schnall / pba).