10. Juli 2024

Frauenwallfahrt in den Morgenstunden

Vereint im Gebet um den Frieden haben sich an diesem Mittwoch knapp 300 Frauen in den frühen Morgenstunden auf den Weg vom Dom über die Maxstraße bis hin zur Basilika St. Ulrich und Afra gemacht. Mit dem Wegkreuz und blauen Verbandsfahnen voraus gingen sie singend und betend den rund eineinhalb Kilometer langen Wallfahrtsweg. Nach einem feierlichen Empfang mit Glocken und Orgelklängen rundete ein Pontifikalamt mit Bischof Dr. Bertram Meier die traditionelle Frauenwallfahrt in der Ulrichswoche ab.

In seiner Predigt ging der Bischof auf die wichtige Bedeutung einer geistlichen Begleitung und die wegweisende Kraft von Prophetinnen und Propheten ein. „Wem kann man seine Not offenbaren, wer ist das geeignete Gegenüber, dem man von seinem schlechten Gewissen erzählen – kurz: dem man sein Herz ausschütten kann?“ Das Volk Israel habe seit Moses‘ Zeiten gewusst, wie wichtig die von Gott berufenen Prophetinnen und Propheten seien. „Sie vermitteln die Botschaften von Mensch zu Gott und umgekehrt und geben Hinweise auf den Willen Gottes, ganz gleich, ob gelegen oder ungelegen“, betonte Bischof Bertram. Wie der heilige Ulrich mit der heiligen Reklusin Wiborada eine solche geistliche Begleiterin gekannt habe, so habe auch Franz von Assisi im Zweifel seines eingeschlagenen Lebensweges auf das Gebet seiner Brüder und Schwestern vertraut.

„Geistliche Begleitung ist also ein zutiefst mitmenschlicher Dienst und erfreut sich auch heute großer Beliebtheit“, sagte Bischof Bertram nicht ohne gleichzeitig auf die Sensibilität der Aufgabe hinzuweisen: „Wie uns die Beispiele aus der Bibel und den Heiligenviten zeigen: Niemand kann sich selbst rechtmäßig zur Prophetin, zum Propheten ernennen, immer bedarf es dazu der Anerkennung durch die religiöse Gemeinschaft anhand von allgemein nachvollziehbaren Kriterien.“ So komme es nicht auf die Interessen und Ideen der Rat gebenden Person an, sondern vielmehr darauf, den Fragenden zur Freiheit zu befähigen.

„Als ein Mensch, der in seiner Jugend stark von der ignatianischen Spiritualität geprägt wurde und sie bis heute als echte Lebenshilfe erfährt, bin ich sehr dankbar, dass die diözesanen Geistlichen Begleiter immer noch unentgeltlich arbeiten.“ Denn nur wenn klar sei, dass es sich nicht um Therapiestunden oder andere medizinische Sprechstunden handele, stehe die geistliche Begleitung in der christlichen Tradition der Werke der Barmherzigkeit“, richtete Bischof Bertram seinen Dank an alle Engagierten in diesem Themenfeld und lud sie ein, mit dem Ohr und den Augen des Herzens zu hören und zu sehen.

Was es heißt, eine Hörerin und Sprecherin Gottes für den Frieden zu sein, diese Frage zog sich durch den gesamten Gottesdienst, der vom Diözesanverband des KDFB vorbereitet wurde. So wurden die Frauen dazu angeregt, über Wünsche nach Frieden und Versöhnung in unterschiedlichen Bereichen des Lebens nachzudenken. Bunte Tücher wurden dafür symbolisch vor den Altar gebracht.

Der Tradition entsprechend standen in großen, geschmückten Körben auch heuer wieder die Ulrichsbrote vor dem Altar. Die Semmeln erinnern noch heute an die Ursprünge der Wallfahrt im Jahr 1947, die bereits damals geprägt war vom Gebet um den Frieden. Am Ende der Messe segnete Bischof Bertram die Brote, bevor sie gegen eine Spende an die Frauen verteilt wurden und beim anschließenden gemeinsamen Frühstück im Haus St. Ulrich auf den Tisch kamen. Der Erlös der Ulrichsbrote kommt Menschen in der Ukraine sowie der Pfarreiengemeinschaft Ulrich und Afra zugute.

Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier zur Frauenwallfahrt in der Ulrichswoche

Fotos (Rösch/pba)

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