31. Oktober 2022

„Der heilige Ulrich war ein Hörender“

Mit einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg/Allgäu hat die geistliche Vorbereitung auf das große diözesanweite Ulrichsjubiläum 2023/24 begonnen. In Anspielung auf das Jubiläumsmotto „Mit dem Ohr des Herzens“ rief Bischof Dr. Bertram Meier die Gläubigen dazu auf, „immer mehr zu einer hörenden Kirche zu werden.“

„Aus der Bibel“, predigte Bischof Bertram in der live von K-TV übertragenen Messe, „lernen wir, dass Hören nicht nur die Bedeutung einer akustischen Wahrnehmung hat. Hören ist wesentlich verbunden mit der dialogischen Beziehung zwischen Gott und Mensch. Das erste Gebot in der Bibel fängt mit den Worten an: Schma Israel! Horch Israel! Israel höre! – Die Initiative liegt bei Gott, nicht bei uns Menschen, die wir selbst gern das große Wort führen und andere mit unseren Worten mitunter ‚zumüllen‘…Gott hat uns Menschen gern. Deshalb richtet er sein Wort an uns. Er ‚neigt sein Ohr‘ uns zu, um uns anzuhören. Wenn Gott schweigt und zuhört, dann hat der Mensch das Wort. Dann betet er. Schauen wir auf uns! Wir alle haben Ohren, aber auch dem, der ein perfektes Gehör hat, gelingt es zuweilen nicht, dem anderen zuzuhören und ihn oder sie anzuhören. Es gibt eine innere Taubheit, die schlimmer ist als die Schwäche der Sinnesorgane. Denn der wahre Sitz des Hörens ist das Herz.“

Gerade im Hinblick auf den Synodalen Weg, so der Bischof, werde es wichtig sein, „einander wohlwollend zuzuhören, einander mit den jeweiligen Wünschen und Sorgen anzuhören und vor allem unser Ohr dem Wort Gottes zuzuneigen…Gott bewahre uns vor der Taubheit gegenüber der Stimme Gottes! Synodale Kirche fängt dort an, wo wir wieder anfangen, einander das Ohr zu schenken – nicht um uns zu belauschen oder auszuhören, geschweige denn uns gegenseitig zu verhören, sondern damit wir uns im Hören bestärken und trösten.“

Bischof Bertram erinnerte daran, dass der heilige Ulrich, wo immer er hinkam, zunächst einmal „ein Hörender“ war: „Er hörte auf die Nöte seiner Diözesanen. Auf seinen Reisen gab es stets eine Armenspeisung. Im Bistum hörte er auf die Anliegen seiner Priester und hielt Synoden ab, bei denen er sich über wichtige Fragen der Seelsorge und der Liturgie beriet.“

In dieser Tradition bekräftigte der Bischof den Wunsch, so „unser Bistum immer mehr zu einer synodalen Diözese zu formen. Gemeinsam machen wir uns auf einen geistlichen Weg. Gemeinsam gehen wir unser Jubiläum an. Der hl. Ulrich ist uns dabei ein wichtiger Wegweiser. Bitten wir darum, dass durch diesen synodalen Weg, mit dem wir uns als Bistum auf das große Festjahr vorbereiten, unsere Gemeinschaft noch fester und stärker werde. Denn die Gemeinschaft ist nicht das Resultat von Strategien und Programmen, sondern sie ist aufgebaut auf das gegenseitige Zuhören unter Brüdern und Schwestern. Darum geht es: ‚das Apostolat des Ohres‘.“

Die Heilige Messe in Seeg wurde von den Augsburger Domsingknaben unter Leitung von Stefan Steinemann musikalisch mitgestaltet. Von nun an wird bis Juni 2023 an jedem letzten Freitag im Monat in Seeg eine Heilige Messe zur Vorbereitung auf das Ulrichsjubiläum gefeiert. Die nächste Messfeier wird am 25. November der Vorsitzende des St. Ulrich-Komitees, Domkapitular Dr. Thomas Groll, zelebrieren. Die weiteren Gottesdienste sind am 23. Dezember, 27. Januar, 24. Februar, 31. März, 28. April, 26. Mai und 30. Juni, jeweils um 18.30 Uhr. Alle diese Gottesdienste werden live von K-TV übertragen.

pba

Hier können Sie die Predigt im Wortlaut nachlesen.

 

Video: katholisch1.tv

Predigt_2

Foto (pba): Bischof Bertram: "Unsere Gemeinschaft ist aufgebaut auf das gegenseitige Zuhören unter Brüdern und Schwestern."