2. Juli 2024
Paneuropa-Tagung – „Das Sonntagsgebot ist ein Geschenk an uns“
„Europa ist ein Thema, das aktueller ist denn je“, stellte Bischof Dr. Bertram Meier am Sonntag in der Basilika St. Lorenz im Rahmen des Abschlussgottesdienstes anlässlich der 50. Paneuropa-Tage fest. „Wir sollten den Blick weiten auf Europa und uns des kulturellen Erbes bewusst sein“, so der Bischof zu Beginn des Pontifikalamts. Auch der Kemptener Stadtpfarrer und Domkapitular Thomas Rauch sowie der emeritierte Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, waren bei der feierlichen Messe dabei.
In seiner Predigt ging Bischof Bertram auf das Sonntagsgebot näher ein. Die Tugend der Gelassenheit brauche eine Basis im Alltag, stellte er im Rückblick auf seine Zeit in Rom und das italienische „Dolce Far niente“ fest. „Nur wer sich selbst Ruhe gönnt, gesteht sie auch anderen zu“. Dennoch warnte er gleichzeitig, nicht in die Falle zu tappen und das Nichtstun einfach mit Faulenzen gleichzusetzen. Die biblische Weisung, nicht zu arbeiten, wolle anregen, zu sich selbst zu kommen, innezuhalten und nachzudenken.
„Das Sabbat- oder Sonntagsgebot ist ein Geschenk an uns, eine Einladung zum Menschsein in der Vergewisserung über das Woher und Wohin, über den Sinn unseres Lebens, der das bloße Existieren übersteigt“, stellte Bischof Bertram in Anlehnung an die Worte der ersten Tageslesung und des Evangeliums fest. „An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder“ – klingt das nicht nach einem schönen Sonntagsspaziergang?“, richtete er sich fragend an die Gläubigen und verwies mit Blick auf den weiteren Textverlauf auf eine Idylle, die trüge. Ein göttliches Gebot werde komplett auf den Kopf gestellt. Jesus verteidige seine hungrigen Jünger und heilte einen Bettler. Menschlicher Starrsinn gegen göttliche Fürsorge, könne man zusammenfassend sagen, so der Bischof.
Das Zitat „Es war mir wie ein ewiger Sonntag im Gemüte“, welches der Dichter Josef von Eichendorff in seinem Buch „Taugenichts“ schrieb, sei nicht mit einem Lebensmotto der Verantwortungslosigkeit und des In-den-Tag-Hineinlebens gleichbedeutend. „Hier wird eine Haltung deutlich, die uns gerade in den aktuellen Sorgen und Ängsten um die Zukunft Europas helfen kann, den klaren Blick und das unverstellte Interesse am Gegenüber und der anderen Perspektive zu bewahren.“ Und dazu gehöre es, den Sonntag zu heiligen, betonte Bischof Bertram.
„Es braucht das Innehalten und die Standortbestimmung, die Bereitschaft zur respektvollen Auseinandersetzung und den langen Atem für eine Konsensfindung beziehungsweise die Erarbeitung eines Kompromisses“, nahm Bischof Bertram Bezug auf den europäischen Gedanken. „Entdecken wir den Sonntag wieder neu als einen Tag der Gemeinschaft, des Nachdenkens, des Gesprächs und des Gebetes, um so gestärkt in den Alltag gehen zu können!“
Neben dem Präsidenten der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, feierten die Messe auch zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dreitägigen Tagung mit. Feierlich musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von Kirchenmusiker Benedikt Bonelli und Kantor Matthias Sauter.
pdke
» Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier zu den Paneuropa-Tagen 2024